Welche Dinge brauchen die Leute, und was machen sie damit? Seit 1988 betreibe ich das "Archiv für Gegenwarts-Geschichte". Darin sammle ich Gegenstände, die uns täglich umgeben. Diese Alltagsgegenstände werden von Museen und Archiven vernachlässigt. Warum muss Geschichte erst vergraben werden und dann von Archäologen wieder ausgegraben werden?

Ich versuche, alle vorkommenden Dinge gleichermaßen zu sammeln und zu archivieren. Ich möchte eine Kopie, ein netzartiges Abbild unserer Umwelt schaffen. Jedes Einzelding hat dabei die Funktion eines Bindegliedes. Zum Beispiel kann eine geflickte, abgetragene Arbeitshose unter Fabrik/Hose, Kleidung/Hose, Gesellschaftsschicht/Arbeiter/Hose, Handwerk/Nähen/Hose usw. vorkommen. In den verschiedenen Gruppen befindet sich die Hose dann mit jeweils anderen verwandten Dingen.

Räumlich besteht das Archiv aus einem Lagerraum und der Einsortierung. Die Sammlung beinhaltet zur Zeit 5000 gefüllte Bananenkartons und eine Menge großer Dinge wie Fenster, Briefkästen oder Lampen (etwa 500.000 Objekte). Ziel ist es, alle Dinge am Computer zu erfassen. Zu jedem Ding wird eine Karteikarte mit Foto geführt und die verschiedenen Zuordnungen im "Alphabetischen Bestandskatalog" vermerkt. Anschließend werden die nummerierten und in Kästen verpackten Dinge in Regale geschichtet. Ein fotografischer Katalog mit etwa 2000 Dingen, der wie eine Enzyklopädie unseres Alltagslebens funktioniert, wurde im Jahr 2007 fertiggestellt.